WISSEN💡Schmerzen beim Sex: Ursachen verstehen und Lösungen finden

Schmerzen während des Geschlechtsverkehrs sind ein sensibles und oft tabuisiertes Thema. Schmerzen sollten beim Sex niemals normal sein, selbst nicht beim ersten Mal. Sie können nicht nur die Lust auf Sex mindern, sondern auch die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen, insbesondere bei Frauen, die in verschiedenen Studien zu 20-30% Schmerzen beim Geschlechtsverkehr angeben. Diese Schmerzen können die sexuelle Erregung reduzieren und es schwieriger machen, einen Orgasmus zu erreichen. In diesem Artikel werden wir uns mit den Ursachen von Schmerzen beim Sex befassen, möglichen Interventionen und wie man mit diesem sensiblen Thema umgehen kann.

Was heißt Schmerzen beim Sex?

Häufig beziehen sich Schmerzen beim Sex auf den Geschlechtsverkehr, speziell die Penetration (Penis-in-Vagina). Diese Schmerzen können akut oder chronisch sein. Akute Schmerzen sind in der Regel einfacher in Bezug auf die Ursachenfindung und Behandlung. Chronische Schmerzen, die länger als drei Monate anhalten, sind komplexer, da viele andere Faktoren eine Rolle spielen, darunter Ängste, Stigmata und falsches Wissen.

Schmerzen können im Bereich der Vulva oder der Vagina auftreten. Die Schmerzen können oberflächlich (am Eingang der Vagina) oder tiefer im Bauchraum (tiefe Dyspareunie) lokalisiert sein. Schmerz ist immer ein Zusammenspiel von bio-psycho-sozialen Faktoren. Biologische Faktoren wie Infektionen, Nervenschädigungen und Geburtsverletzungen können Schmerzen verursachen. Psychologische Aspekte wie Hilflosigkeit, Ängste und traumatische Erfahrungen spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Soziale Einflüsse wie Glaubenssätze, Stress und Beziehungskonflikte können den Schmerz verstärken.

Es gibt verschiedene Begriffe, um Schmerzen beim Sex zu beschreiben:

  1. Dyspareunie: Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (oberflächlich oder tief).

  2. Vulvodynie: Schmerzen rund um die Vulva.

  3. Vaginismus: erhöhte Anspannung der Beckenbodenmuskulatur.

Eine gründliche Anamnese ist entscheidend, um die Ursachen von Schmerzen zu identifizieren. Dabei werden Fragen zum Ort, zur Zeit, zur Intensität, zur Häufigkeit und zur Dauer der Schmerzen gestellt. Auch Schmerzen an anderen Körperstellen, sexuelle Übergriffe, Schmerzen beim Wasserlassen, Medikamente, Verhütungsmethoden, Hauterkrankungen, und Rauchen müssen berücksichtigt werden. Eine sorgfältige körperliche Untersuchung ist ebenso wichtig. Psychische Faktoren wie Stress und psychische Erkrankungen sollten im sozialen Kontext betrachtet werden.

Häufige Ursachen von Schmerzen beim Sex und Hilfe

  1. Infektionserkrankungen

    Bakterielle Harnwegsinfektionen, Pilzinfektionen und sexuell übertragbare Krankheiten können Schmerzen verursachen. Die richtige Diagnose ist entscheidend. Die Behandlung erfolgt in der Regel mit Antibiotika oder Antimykotika. Allerdings sind Infektionskrankheiten auch die häufigste Fehldiagnose und die Frau erhält über Monate eine Behandlung, die nicht die eigentliche Schmerzursache bekämpft.

  2. Endometriose

    Bei Endometriose wächst Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter (z.B. Bauchraum, Darm, Lunge). Etwa jede zehnte Frau ist betroffen, und 50-80% von ihnen berichten von Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, insbesondere bei tiefer Penetration. Obwohl es noch keine Heilung für Endometriose gibt, kann die richtige Therapie helfen, den Schmerz zu kontrollieren. Operationen und Hormontherapien sind mögliche Optionen, müssen aber unbedingt mit einer Endometriose-Expertin abgewogen werden.

  3. Hauterkrankungen

    Lichen Sklerosus ist eine seltene Hauterkrankung, die Schmerzen in der Vulva verursachen kann. Die Behandlung erfolgt oft mit cortisonhaltigen Salben.

  4. Trockenheit der Vulva und Vagina

    Scheidentrockenheit kann verschiedene Ursachen haben, darunter die Menopause, Stillzeit und hormonelle Verhütung. Hier kann die Verwendung von Gleitmitteln helfen. In einigen Fällen ist eine hormonelle Behandlung angebracht.

  5. Trauma

    Geburtsverletzungen, Narben oder sexuelle Übergriffe können zu Schmerzen führen. Die Bewältigung von Traumata erfordert oft psychotherapeutische Unterstützung.

  6. Analverkehr

    Schmerzen können hier stärker sein, insbesondere wenn mit Scham und negativen Überzeugungen über Analverkehr assoziiert wird. Offene Kommunikation und schrittweise Annäherung sind hilfreich.

Mehr zu Schmerzen beim Sex? Hier findest du echte Erfahrungsberichte von Frauen und weitere Artikel.

Die Psyche nicht vergessen

Psychische Faktoren spielen eine wichtige Rolle bei Schmerzen beim Sex. Studien zeigen Zusammenhänge zwischen Ängsten vor Sex, mangelnder sexueller Freude, Beziehungsfaktoren (z.B. Unterschiede im sexuellen Verlangen) und Erfahrungen von nicht-einvernehmlichem Sex oder sexuellen Übergriffen. Auch psychische Erkrankungen wie Depression und Burnout können Schmerzen verstärken. Stress, insbesondere in neuen Elternrollen, veränderte Rollenbilder und Ängste wie die Angst vor einer erneuten Schwangerschaft können Schmerzen beeinflussen.

Die Behandlung von chronischen Schmerzen kann langwierig sein, aber eine multimodale Herangehensweise ist entscheidend. Also die Berücksichtigung der bio-psycho-sozialen Aspekte von Schmerzen. Es ist wichtig, Schmerzen ernst zu nehmen, da sie Stress verursachen und die Schmerzgrenze senken können. Dauerhafter Stress und die Angst vor Schmerzen können psychische Erkrankungen verstärken. Daher ist die Zusammenarbeit mit verschiedenen Fachleuten ratsam.

5 Tipps zur Schmerzbewältigung beim Sex:

  1. Suche frühzeitig ärztlichen Rat, um die Ursachen für deine Schmerzen zu identifizieren und eine angemessene Behandlung einzuleiten.

  2. Kommuniziere offen und ehrlich mit deinem Partner / deiner Partnerin über deine Bedürfnisse und Ängste. Gemeinsam könnt ihr Lösungen finden und Unterstützung erfahren.

  3. Nimm dir Zeit für Selbstfürsorge und Stressabbau. Entdecke Techniken wie Meditation, Yoga oder Atemübungen, die dir helfen können, dich zu entspannen.

  4. Experimentiere mit verschiedenen Behandlungsmethoden und Therapieansätzen, bis du die für dich passende Lösung gefunden hast. Sei geduldig und gib nicht auf.

  5. Gib dir selbst die Erlaubnis, über deine Schmerzen zu sprechen und Unterstützung zu suchen. Du bist nicht allein, und es gibt Hilfe und Hoffnung für ein schmerzfreies Liebesleben.

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