“Mein Körper war mir fremd geworden” Katja, 45

Als junge Frau und vor meinen Schwangerschaften genoss ich es, meinen Körper zu spüren - beim Tanzen, Schwimmen, Singen, Gehen - und berührt zu werden. Er gehörte ganz mir und ich hatte die volle Kontrolle. Auch während der Schwangerschaften fühlte ich mich wohl in meiner Haut. Ich war stolz, was mein Körper so alles leistet. Und einfach überglücklich schwanger zu sein, Leben schenken zu können. Nach der zweiten Schwangerschaft, die fast nahtlos an die Stillzeit meines ersten Kindes anschloss, war mir mein Körper fremd geworden. Er sah anders aus, war ausgelaugt und immer unendlich müde. Und irgendwie gehört er nicht mehr wirklich mir. Er war so lange sichere Aufbewahrung für ungeborenes Leben und dann Milch-Maschine und Beruhigungs-Trage-Maschine gewesen, dass ich keine liebevolle, sinnliche, lustvolle, positive Einstellung mehr dazu hatte. Mein Körper war nur noch dazu da zu funktionieren - primär für andere und nicht um geliebt und umsorgt zu werden. 

Ich dachte, wie sollte jemand anderes meinen Körper lieben können, wenn ich es selbst nicht einmal kann. 

Das hatte natürlich auch eine enorme Auswirkung auf mein Sexleben. Ich hatte keine Lust mehr auf Sex. Oder wenn es mal dazu kam, lenkten mich blitzschnell Gedanken an meinen schwabbeligen, aus der Form geratenen Körper ab und ließen jede Erregung und Lust wieder abflauen. Ich dachte, wie sollte jemand anderes meinen Körper lieben können, wenn ich es selbst nicht einmal kann. Auch hatte ich keine Freude daran meinen Körper zu spüren - auch nicht durch die zärtlichsten Streicheleien meines Mannes. Nur küssen ging immer. Das hat mir immer großen Spaß bereitet - mein Gesicht hatte sich ja auch nicht verändert. Das war ja noch ICH. 

Sex hatten wir in der Zeit selten und richtig erfüllt und befriedigt hat es mich damals auch nicht.

Ich hab mich zwischen Familie, Job und Sport zerrissen und das Gefühl nirgendwo perfekt zu sein, hat mich wahnsinnig gestresst. Also musste ein Bereich gestrichen werden: Sport. Sprich Zeit für mich. Denn es war wichtiger nach außen hin, also im Job, perfekt zu wirken. Und für meine Kinder wollte ich ja auch eine gute Mutter sein und soviel Zeit wie mein Job mir erlaubte mit ihnen verbringen. Und nicht im Fitness-Studio. Ich versuchte mir also einzureden, dass das nun halt so ist und ich mich damit abfinden muss und mit meinem jetzigen Körper zufrieden sein muss. Das hat vielleicht rational funktioniert. Nicht aber emotional. Ich spürte mich nicht. Ich selber war nicht wichtig. Ich habe mich zusätzlich noch dafür gehasst, dass ich so wenig Disziplin hatte, das alles unter einen Hut zu bekommen. Alle anderen schaffen das doch auch. Dass das Ganze nicht nur mit meinem Aussehen zu tun hatte, sondern viel mehr mit der gesamten Einstellung mir selber gegenüber und mangelnder Selbstfürsorge stellte ich erst viel später fest. Sex hatten wir in der Zeit selten und richtig erfüllt und befriedigt hat es mich damals auch nicht. Es ging mir eher darum die Nähe und Verbundenheit zu meinem Partner zu spüren und vor allem ihn spüren zu lassen, dass ich ihn immer noch liebte und begehrte, nur eben mich selbst nicht mehr begehrenswert fand. Das habe ich leider nie so kommuniziert. Sodass es eine schrecklich frustrierende Zeit für meinen Partner war und ich immer wieder mal unter der Sorge litt, dass er mich deswegen verlassen könnte.  

Ich hatte urplötzlich ständig Lust auf Sex; initiierte Sex häufiger und genoß es mich regelmäßig zu masturbieren.

Durch einen Krankheitsfall und langwierige Reha in der Familie wurde mir schlagartig klar, dass ich jetzt mit Anfang vierzig noch Zeit hatte, vorzusorgen, um dann im Alter mit einer gesunden Routine und starken Ausgangsbasis Krankheiten besser wegzustecken. Zusätzlich zu meiner regelmäßigen “metime” auf der Yoga-Matte, entdeckte ich Freeletics, also High-intensity-Interval-Training mit dem eigenen Körpergewicht. Es war solch ein großartiges Gefühl Muskelkater an Stellen zu haben, von denen ich nicht einmal wusste, dass es sie gibt. Und natürlich merkte ich, sowie mein Umfeld, bald auch äußere Veränderungen. Viel wichtiger aber: ich war auf einmal so fit wie noch nie in meinem Leben zuvor. Ich spürte meinen Körper wieder. Er gehörte wieder mir. Ich liebte es wieder (und liebe es immer noch) am ganzen Körper berührt und liebkost zu werden. Ich hatte urplötzlich ständig Lust auf Sex; initiierte Sex häufiger und genoß es mich regelmäßig zu masturbieren. Das ist glücklicherweise auch so geblieben. Festgestellt habe ich aber auch, dass ich vor allem dann aktiv nach Sex verlange, eine höhere Libido und allgemein mehr Energie habe, wenn ich mich regelmäßig sportlich auspower und mich sportlich herausfordere. Und auch wenn ich jetzt wieder ein paar Kilo zuviel auf den Rippen habe, so belastet mich das nicht mehr. Ich weiß nun wie wichtig Selbstfürsorge und Selbstliebe ist und nehme mir Zeit für mich - sei es für Sport, Meditation, Spaziergänge, Treffen mit Freunden oder Sex :-).  

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“Gefangen in einem Teufelskreis aus fehlender Kommunikation, Schmerzen und vaginaler Trockenheit” Yara, 33